Nähen auf buntem Stoff mit dem Dynamischen Stoffobertransportfuß

Anleitung – Nähen schwieriger Stoffe

Hast du schon einmal ein kleines Vermögen für einen tollen Stoff ausgegeben? Aber dann liegt er einfach in deiner Stoffschublade, weil er „zu schwierig zu verarbeiten“ ist? Oder noch schlimmer: Hast du ihn ruiniert?


Manchmal sind anspruchsvolle Stoffe selbst für erfahrene Näher:innen zu viel des Guten. Vom Schneiden bis zum Falten können selbst einfache Aufgaben frustrierend sein – und das, bevor man sie überhaupt auf die Nähmaschine gelegt hat.

Mit etwas Übung, den richtigen Werkzeugen und diesen praktischen Tipps wirst du im Handumdrehen mit diesen schwierigen Stoffen nähen können.


Transportieren wie die Profis

Beim Nähen von schwierigen Stoffen lohnt es sich, in einen Stoffobertransport zu investieren. Möglicherweise wurde deine Maschine bereits mit einem Stoffobertransport geliefert, oder du kannst einen solchen bei deinem Händler, Kurzwarenhändler oder im Internet erwerben.

Ein Stoffobertransport ist an der Unterseite mit zusätzlichen Transporteuren ausgestattet. Das bedeutet, dass es jetzt auf beiden Seiten des Stoffes Transporteure gibt, die dazu beitragen, dass der Stoff gleichmäßig durch die Nähmaschine geführt wird. In unserem Video "How to quilt as you go" kannst du einen Stoffobertransport in Aktion sehen.

Stecknadeln und Nadeln

Ein weiterer Punkt, den du beachten solltest, ist deine Maschinennadel. Die Standard-Universalnadel kann zu dünn oder zu dick sein.

Bei der Auswahl einer Nadel gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Nadelstärke – je leichter der Stoff, den du verwendest, desto kleiner sollte die Nadelstärke sein. Ebenso solltest du eine größere Nadel verwenden, je schwerer der Stoff ist.
  2. Spezielle Nadeln – für Stoffe wie Denim, Jersey, Strickwaren und Leder.

Außerdem musst du dich fragen, ob deine Nadel neu und spitz ist. Wenn du deine Nadel viele Male benutzt hast, wird sie stumpf, besonders bei schweren Stoffen. Stumpfe Nadeln verziehen und zerreißen den Stoff – nicht gut, wenn es sich um teure Seide oder Samt handelt.

Für Strickstoffe gilt jedoch genau das Gegenteil – um sie zu nähen, benötigst du eine stumpfe Nadel (eine so genannte Jersey-Nadel), die durch den Stoff gleitet, ohne an ihm zu zerren. Weitere Informationen über Nadeln findest du in unserem Nadel-Blog.

Glatte Stoffe wie Elasthan verrutschen oft, wenn man zwei Teile zusammennäht. Es ist eine gute Idee, die Teile zusammenzustecken. Wenn du sehr empfindliche Stoffe verwenden willst, solltest du, statt einer normalen Stecknadel, eine sehr feine Stecknadel verwenden, damit der Stoff nicht beschädigt wird. Für empfindliche Stoffe, bei denen du befürchtest, dass sie Löcher bekommen, kannst du statt Stecknadeln auch Stoffklammern verwenden.


Zusammennähen

Unterschiedliche Materialien können unterschiedliche Sticharten erfordern.

Cord- und Veloursstoffe – leichtere Cordstoffe können mit einer 70er Nadel genäht werden, während für schwerere Stoffe unter Umständen eine 100er Nadel erforderlich ist. Wie die Nadel hängt auch die Stichlänge vom Gewicht des Stoffes ab – 2 mm für leichtere Cordstoffe und 3 mm für schwerere.

Für ein gutes Ergebnis solltest du den Stoff gespannt halten und immer zwischen den Flor-Reihen nähen. Steppnähte sehen auf Cord toll aus, können aber zwischen den Rippen verschwinden. Verwende daher ein stärkeres Garn für die Steppnähte und eine Stichlänge von 3,5 bis 4 mm.

Demin und schwere Baumwollstoffe – Stoffe mit hohem Baumwollanteil wie Denim neigen dazu, einzulaufen und an Farbe zu verlieren, daher solltest du diese Stoffe immer waschen, bevor du mit dem Nähen beginnst.

Achte darauf, dass du den Stoff vor und hinter der Nadel gut festhältst und ihn gleichmäßig durch die Maschine führst, ohne ihn zu schieben oder zu ziehen. Außerdem solltest du spezielle Jeansnadeln verwenden, da diese viel stabiler sind und sie das Verbiegen und Brechen der Nadeln sowie Fehlstiche minimieren.

Pelzige Stoffe – diese können schwierig zu nähen sein, da sich die langen Haare in den Stichen verfangen können.

Bürste den Stoff zunächst sanft, damit alle Fasern in die gleiche Richtung liegen, und verwende dann eine doppelte Reihe langer Stiche für jede Naht. Achte darauf, dass du einen groben Faden verwendest, um die empfindliche Stoffunterlage sicher zu halten.

Strickwaren, Elasthan und Lycra  – diese Stoffe benötigen einen Stich, der sich mit dem Stoff bewegen kann. Wähle also einen dehnbaren Stich wie Zickzack, Überwendlichstich (Strick) oder Dreifachstich (gerader Stretch-Stich).

Leder – verwende reines Nylon- oder Polyester-Polstergarn und nähe mit einem normalen Geradstich. Achte darauf, dass du eine ganz neue Ledernadel verwendest. Verwende keine Stecknadeln um das Leder zu fixieren, sondern Klammern – jedes Loch, das du machst, wird dauerhaft sein!

Seide, transparente Stoffe und Satin – benötigen einen kurzen Geradstich. Das Nähen von Seide und Satin kann besonders schwierig sein, daher lohnt es sich, eine Lage weißes oder ungebleichtes Seidenpapier über und unter den Stoff zu legen. Am Anfang und am Ende der Stiche kannst du keine Rückwärtsstiche anbringen, daher solltest du die Fäden wie beim Nähen mit der Hand vernähen.

Frottee – dieser Stoff ist notorisch unordentlich, da seine Schlingen dazu neigen, stark zu fusseln, sobald sie abgeschnitten sind.

Da Frottee ein voluminöser Stoff ist, sind ein längerer Stich und eine stärkere Nadel erforderlich. Außerdem musst du alle Schnittkanten versäubern, da jede unbearbeitete Kante weiterhin fusselt. Eine Overlock-Maschine ist eine gute Wahl für die Fertigstellung von Handtüchern, da sie die Kanten versäubert und verhindert, dass sich der Stoff auflöst.

Tweed und Wollstoffe – diese Stoffe können sich leicht auflösen, versuche also, sie so wenig wie möglich zu bewegen. Es empfiehlt sich auch, den Stoff vor dem Nähen zu verstärken – bügele etwas Vlies auf die Rückseite.

Verwende je nach Stoffgewicht eine 70er oder 90er Nadel und eine Stichlänge von 2 bis 3 mm. Versäubere die Nähte an gefütterten Kleidungsstücken mit einem einfachen Zickzack- oder Overlockstich. Verwende für ungefütterte Kleidungsstücke ein vorgefaltetes Schrägband, um ein professionelles Ergebnis zu erreichen.

Samt – die erforderliche Nadelstärke wird durch das Gewicht des Samts bestimmt. Normaler Samt sollte mit einer 70er Nadel genäht werden, aber höhere oder niedrigere Stoffgewichte benötigen stärkere oder feinere Nadeln. Behandele Stretch-Samt wie einen Strickstoff.


Heften hilft

Wenn du eine knifflige Form nähst oder versuchst, beim Nähen mit einem schwierigen Stoff sehr exakt vorzugehen, lohnt es sich, die Nähte zu heften, bevor du sie mit der Maschine nähst. Einige Maschinen haben einen Heftstich. Du kannst auch mit der Hand heften.

Das Heften nimmt mehr Zeit in Anspruch, aber das ist es wert, wenn das endgültige Projekt perfekt gelungen ist. Verwende beim Heften von Seide und Satin Seidengarn, da Poly- oder Baumwollgarn im Stoff hängen bleiben kann.

Wie bei allen Nähprojekten gilt: Übung macht den Meister. Teste daher immer Nadel, Stichlänge und -art, Fadenspannung und Garn an Stoffresten, bevor du mit deinem endgültigen Projekt beginnst.

Mit ein wenig Geduld, Planung und Übung wird sich kein Stoff mehr „schwierig“ anfühlen.

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